Blasorchester LURE?
Blasorchester LURE, was ist das? Das dachten sich ungefähr 150 neugierige Zuhörer, die am 27. September 1987 in die Aula des Hans Thoma-Gymnasiums nach Lörrach kamen. Dort fand das Debütkonzert dieses Orchesters statt und als erstes Werk erklang Dmitri Schostakowitschs fulminante "Festliche Ouvertüre op. 96". Vierzig interessierte und qualifizierte Musiker/innen aus Baden und der Nordschweiz bildeten unter der Leitung von Ulrich Winzer dieses einzigartige Ensemble (bis heute haben bereits über 300 Musiker und Musikerinnen in LURE mitgespielt). Schon nach wenigen Tönen war klar, hier spielte kein schlecht besetzter Musikverein, nein, alle Stimmen wurden hochkarätig interpretiert. Auch das Repertoire war neu. LURE verzichtete auf die sonst so beliebten Bearbeitungen klassischer Werke, volkstümliche Terzenseeligkeit und zum Schunkeln animierende Walzerpotpourris. Originalwerke zeitgenössischer Komponisten und wenig gespielte Bläserwerke großer Meister vergangener Jahrhunderte standen auf dem Programm.
Ein neues Publikum war zu erobern, das war die Herausforderung. Ein Publikum aus Freunden der Klassik, denen der eingängigen Musik von Haydn bis Johann Strauß die klangliche und rhythmische Lebendigkeit fehlt und Blasmusikfans, die während den Konzerten auf den bisher üblichen Biergenuss verzichteten. Dieser Weg wurde steinig und steil.
Auch Konzerte vor weniger Zuhörer als Musiker auf der Bühne ließen Ulrich Winzer und die LURE-Musiker/innen nicht abbringen, an diesem Weg festzuhalten. Mit Gastmusikern der Spitzenklasse, u. a. mit Wolfram Lorenzen bereits 1988, dem Gewinn von Preisen an mehreren Wettbewerben (Deutscher Orchesterwettbewerb, Riva del Garda, Bundesmusikfest) und ständig hervorragenden Kritiken in der Fachpresse gelang es dem Orchester, auch ohne öffentliche Subventionen, der Blasmusik ein neues Image zu verleihen. Unvergessliche Konzerte mit Uraufführungen (Hans Hütten's Lurelei für zwei Luren und Blasorchester) und deutschen Erstaufführungen, z. B. David Maslanka's Altsaxofonkonzert mit Harry White als Solisten, sprachen immer mehr Menschen an.
Dies alles ist den vielen LURE-isten/innen zu verdanken, die mit viel persönlichem Engagement in jedem Konzert immer wieder versuchen, die Attraktivität der sinfonischen Blasmusik unter Beweis zu stellen.